(Gute) Handwerksbetriebe – sie nennen es nur nicht Datenschutz

In einer kleinen Schneiderei zeigt sich, was Datenschutz wirklich bedeutet – nicht als Pflicht, sondern als Ausdruck von Respekt und Handwerkerehre. Eine bewegende Begegnung.

(Gute) Handwerksbetriebe – sie nennen es nur nicht Datenschutz

Vor einiger Zeit war ich auf einer Veranstaltung, die zunächst wie jede andere begann. Doch mitten im Austausch traf ich auf ein Ehepaar, dessen Geschichte mich nachhaltig beeindruckt hat.

Die beiden führen eine kleine Änderungsschneiderei und meistern, unterstützt von einer Teilzeitkraft, täglich neue Herausforderungen. Während unseres Gesprächs erwähnten sie eher beiläufig, dass sie in ihrem Geschäft eine sogenannte „Datenschutztonne“ verwenden. Meine Neugier war geweckt – warum braucht eine Schneiderei eine Datenschutztonne?

Die Antwort der beiden war ebenso einfach wie überzeugend: Ihre Schneiderei hat sich auf die Herstellung maßgeschneiderter BHs spezialisiert, insbesondere für Frauen nach einer Brustamputation. Dabei entstehen zwangsläufig persönliche und sensible Informationen. Das Ehepaar erklärte mir, dass es ihnen wichtig sei, diese Daten keinesfalls in einer normalen Papiertonne zu entsorgen, wo Fremde möglicherweise darauf zugreifen könnten. Deshalb entschieden sie sich bewusst für eine Datenschutztonne, um ihren Kundinnen die größtmögliche Diskretion und Privatsphäre zu gewährleisten.

Dabei beeindruckte mich besonders, dass es für sie nicht bloß um die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften ging. Vielmehr stand für sie ein tiefgehender Respekt gegenüber ihren Kundinnen im Vordergrund – ein Respekt, der für sie selbstverständlich mit der Ehre ihres Handwerks verbunden ist. Sie sahen es als eine Frage des beruflichen Stolzes, nicht nur qualitativ hochwertige, maßgeschneiderte Produkte zu fertigen, sondern auch in jeder Hinsicht vertrauensvoll mit den persönlichen Daten ihrer Kundinnen umzugehen.

Fairness, Respekt und Ehre

Genau diese Haltung finde ich bemerkenswert und beispielhaft. Sie zeigt auf beeindruckende Weise, worum es beim Datenschutz tatsächlich geht: Nicht allein um Gesetze und Regeln, sondern vor allem um Fairness, Respekt und Ehre – gegenüber Menschen, die sich einem anvertrauen. Diese Handwerkerehre drückt sich darin aus, sorgfältig und vertrauensvoll mit sensiblen Informationen umzugehen, um das Vertrauen der Kundinnen zu rechtfertigen und zu stärken.

Seit dieser Begegnung erzähle ich diese Geschichte gerne in meinen Schulungen. Sie veranschaulicht, dass Datenschutz nicht nur eine juristische Verpflichtung darstellt, sondern zugleich Ausdruck einer Haltung sein sollte. Wenn wir Datenschutz auf diese Weise betrachten, wird deutlich, dass Datenschutz und verantwortungsvoller Umgang mit Daten Hand in Hand mit der Würde und dem Respekt für Menschen gehen, deren persönliche Daten uns anvertraut werden.

Die Geschichte dieses Ehepaares erinnert mich stets aufs Neue daran, dass Respekt gegenüber den Betroffenen und die Ehre des eigenen Berufs untrennbar miteinander verbunden sind. 

Datenschutz ist in diesem Sinne nicht nur Pflicht, sondern ein Zeichen echter, gelebter Wertschätzung.